AGB (Platzhaltertext)
Blindtexte nennt man Texte, die bei der Produktion von Publikationen oder Webseiten als Platzhalter für spätere Inhalte stehen, wenn der eigentliche Text noch nicht vorhanden ist. Sie werden auch als Dummy-, Füll- oder Platzhaltertexte bezeichnet. Mitunter sollen Komponisten von Liedern Blindtexte beim Komponieren von Melodien benutzen und diese vor dem Dichten des Liedtextes singen. Bereits seit dem 16. Jahrhundert dürften Blindtexte bei Setzern üblich gewesen sein.
Zweckmäßigkeit bei inhaltlicher Sinnlosigkeit
Blindtexte werden ebenfalls zur Demonstration der Gestalt verschiedener Schrifttypen und zu Layoutzwecken verwendet. Sie ergeben in der Regel keinen inhaltlichen Sinn. Aufgrund ihrer verbreiteten Funktion als Fülltext für das Layout kommt einer Nicht-Lesbarkeit besondere Bedeutung zu, da die menschliche Wahrnehmung u.a. darauf ausgerichtet ist, bestimmte Muster und Wiederholungen zu erkennen. Ist die Verteilung der Buchstaben und die Länge der “Worte” willkürlich, lenkt beispielsweise nichts von der Beurteilung der Wirkung und Lesbarkeit verschiedener Schriftarten (Typografie) sowie der Verteilung des Textes auf der Seite (Layout oder Satzspiegel) ab. Deshalb bestehen Blindtexte meist aus einer mehr oder weniger willkürlichen Folge von Wörtern oder Silben. Wiederholungsmuster können also nicht den Gesamteindruck trüben und Schriftarten so besser miteinander verglichen werden. Dabei ist natürlich von Vorteil, wenn der Blindtext halbwegs realistisch erscheint, damit die Wirkung des Layouts der späteren Publikation nicht beeinträchtigt wird.
Deutsch oder Latein? Unverständlichkeit oder Lesbarkeit? Das sind die Fragen.
Als bekanntester Blindtext gilt der Text “Lorem ipsum”, der seinen Ursprung im 16. Jahrhundert haben soll. Lorem ipsum ist in einer pseudo-lateinischen Sprache verfasst, die ungefähr dem “natürlichen” Latein entspricht. In Ihm finden sich eine Reihe realer lateinischer Wörter. Auch dieser Blindtext ist unverständlich gehalten, imitiert jedoch den Rhythmus der meisten europäischen Sprachen in lateinischer Schrift. Der Vorteil des lateinischen Ursprungs und der relativen Sinnlosigkeit von Lorem ipsum ist, dass der Text weder die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht noch von der Gestaltung ablenkt.
Ein Nachteil liegt jedoch darin begründet, dass im Lateinischen bestimmte Buchstaben häufiger und andere seltener vorkommen, was ein anderes Druckbild erzeugt. Zudem werden im Lateinischen nur Satzanfänge groß geschrieben, so dass Lorem ipsum die generelle Substantivgroßschreibung der deutschen Sprache nicht abbilden kann. Als visueller Platzhalter für deutschsprachige Texte ist Lorem ipsum demzufolge nur begrenzt geeignet. Sollen Blindtexte dazu dienen, die Eigenheiten der Schriftarten zu vergleichen, so kann es auch sinnvoll sein, Texte zu wählen, die möglichst alle Buchstaben und Sonderzeichen verwenden, die für die jeweilige Sprache typisch sind.
Mittlerweile existiert ferner eine Fülle an lesbaren Blindtexten. Diese werden meist verwendet, wenn ihre Funktion die eines reinen Platzhaltertextes ist. Diese Alternativen zu den klassischen Lorem ipsum-Texten sind oftmals amüsant und erzählen kleine, lustige oder sinnlose Geschichten.
Herkunft und Bedeutung des Lorem ipsum-Textes
Den meisten Quellen zufolge geht Lorem ipsum auf einen Text Ciceros aus dem Jahr 45 vor Christus zurück. Demnach ermittelte ein Lateinlehrer die Herkunft, indem er Fundstellen des außergewöhnlichen Wortes “consectetur” zusammentrug und dabei die Übereinstimmung mit einer Textpassage in De finibus bonorum et malorum (Über die Grenzen des Guten und Schlechten) von Cicero erkannte, die im Mittelalter hinlänglich bekannt war: “Neque porro quisquam est, qui do lorem ipsum, quia dolor sit, amet, consectetur, adipisci velit […]” (Sinngemäß: “Es gibt niemanden, der den Schmerz selbst liebt, der ihn sucht und haben will, einfach, weil es Schmerz ist […]”). Ein typischer Lorem ipsum-Text lautet etwa: “Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua. Ut enim ad minim […]”.
Es scheinen nur Bruchstücke des ursprünglichen Textes in die heute gebräuchlichen Lorem ipsum-Texte gelangt zu sein. So ist zu vermuten, dass im Laufe der Zeit eine Reihe von Buchstaben an verschiedenen Stellen des Textes eingesetzt oder gestrichen wurden. Daher finden sich mittlerweile leicht differierende Varianten des Textes. Copyright-Probleme treten aufgrund des Alters des Lorem ipsum-Textes nicht auf.
In den 1960er Jahren wurde der Text über den Kreis von Setzern und Layoutern hinaus bekannt, als Auszüge des Lorem ipsum-Textes auf Letraset-Bögen (bis in die 1980er Jahre hinein verbreitete und populäre Klebebuchstaben auf transparenten Folien) verwendet wurden. Versionen des Textes wurden nachfolgend auch in DTP-Programmen (Desktop-Publishing) wie PageMaker etc. mitgeliefert.
Automatische Erkennung von Lorem ipsum bei der Druckaufbereitung
Die Verbreitung von Computern und Layoutprogrammen machte Blindtexte also bekannter. Wurden früher einige Zeilen des Lorem ipsum-Textes in Blindtexten kontinuierlich wiederholt, so dient der Text Ciceros heute als Basis vieler Blindtext- oder Lorem ipsum-Generatoren. Diese erzeugen, auf ihn aufbauend, automatisch längere Abschnitte des Lorem ipsum-Textes oder aber verschiedene andere Platzhaltertexte.
Die Begriffsfolge des Lorem ipsum-Textes ist heutzutage so verbreitet und üblich, dass viele DTP-Programme Blindtexte mit der Anfangssequenz “Lorem ipsum” erzeugen können. Von großem Vorteil ist, dass die Begriffsfolge “Lorem ipsum” heute in der elektronischen Druckaufbereitung erkannt und eine Warnmeldung ausgelöst werden kann. Damit wird vermieden, dass eine Publikation mit einem verbliebenem Fülltext irrtümlich in den Druck geht.
Dass jedoch Füll- bzw. Platzhaltertexte beispielsweise von automatischen Such-Programmen nicht erkannt werden können, sinnlose Informationen somit nicht von sinnvollen zu unterscheiden sind, machen sich einige Internetanbieter zu Nutze: Gezielt erzeugter Blindtext, versehen mit einer spezifischen Kombination von Suchwörtern, kann zu einen erhöhten Zugriff von Suchmaschinen-Nutzern führen. Infolgedessen erhöhen sich die Werbeeinnahmen, die von der “Trefferzahl” der Web-Seite abhängen.
Quelle: Wikipedia